Erklärung von 35 Personal- und Betriebsräten des Rettungsdienstes in Bayern
Die Beschäftigten im Rettungsdienst stehen vor großen Herausforderungen. Die Änderungen in der bayerischen Krankenhausstruktur, Kliniken schließen, Fachbereiche werden reduziert und zentralisiert, insbesondere die Anzahl der Notaufnahmen hat abgenommen, erhöhen den Bedarf an Personal, Rettungswachen und Fahrzeugen.
Es zeigt sich jedoch, dass Fachkräfte nicht in dem Maß gewonnen werden können, wie es notwendig wäre. Gleichzeitig buhlen private Rettungsdienste mit hohen Einstiegsprämien um Fachkräfte. Diese merken jedoch oft erst nach der Einstellung, dass die Arbeits- und Einkommensbedingungen den Lockangeboten nicht entsprechen. Sofern überhaupt „Tarifverträge“ vorliegen, wurden diese häufig als Gefälligkeitswerke sogenannter „gelber“ Gewerkschaften abgeschlossen, um den Arbeitgebern Möglichkeiten der Arbeitszeitflexibilisierung jenseits des Arbeitszeitgesetzes zu eröffnen.
Der Fachkräftemangel hat schwerwiegende Folgen für das Bestands-Personal. Häufiges Einspringen, belastende Schichtfolgen, die laut aktuellen arbeitsmedizinischen Erkenntnissen die Gesundheit der Beschäftigten beeinträchtigen, sowie steigende Arbeitsbelastungen durch höhere Einsatzfrequenz und Intensität sind an der Tagesordnung. Auch der Rückgang von Hausarztpraxen und der ambulanten Versorgung trägt in manchen Regionen zu einem erhöhten Einsatzaufkommen im Rettungsdienst bei.
Noch immer folgt der Zuschlag ausgeschriebener Rettungswachen dem Prinzip des günstigsten Preises, anstatt eine hochwertige Aufgabenerfüllung in den Mittelpunkt zu stellen. Wer im Rettungsdienst spart, spart jedoch an der Gesundheit der Bevölkerung – und an der der Beschäftigten.
Im Bereich der Ausbildung hat sich inzwischen das Berufsbild „Notfallsanitäter*in“ etabliert. Weitere Planungen zielen auf die Einführung eines akademischen Ausbildungsgangs ab. Damit sollte den wachsenden Anforderungen entsprochen werden. ver.di trägt diesen Entwicklungen Rechnung – über die Durchsetzung merklicher Einkommenserhöhungen sowie weiterer Verbesserungen.
Auch im Bereich des Gesundheitsschutzes wurde mit dem Tarifvertrag zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement beim BRK Pionierarbeit geleistet. Allerdings müssen wir immer häufiger feststellen, dass wichtige Regelungen in etlichen Kreisverbänden ignoriert werden. Dieser Tarifvertrag muss nun mit Leben gefüllt und weiterentwickelt werden. ver.di fordert auch andere Anbieter im Rettungsdienst dazu auf, vergleichbare Tarifverträge abzuschließen.
Dem Arbeits- und Gesundheitsschutz all derjenigen, die tagtäglich für die Gesundheit und das Leben anderer eintreten, muss dringend mehr Bedeutung zukommen.
Gute Arbeit im Rettungsdienst erfordert gute Bezahlung und einen der Aufgabe angemessenen Gesundheitsschutz. Dazu gehören auch angemessene Arbeitszeiten. Inklusive Arbeitsbereitschaft besteht im kommunalen Rettungsdienst noch immer eine Arbeitszeit von 48 Wochenstunden. Beim BRK als dem mit Abstand wichtigsten Leistungserbringer des Rettungsdienstes in Bayern, gilt meist noch die 45 Stundenwoche. Solche Arbeitszeiten sind weder zeitgemäß noch angemessen. Die Zukunft des Rettungsdienstes liegt nicht zuletzt in attraktiveren Arbeitszeiten – hierzu gehört eine schrittweise Arbeitszeitreduzierung.
Die Beschäftigten im Rettungsdienst leisten professionelle und gesellschaftlich wichtige Arbeit. Eine flächendeckende und qualitativ hochwertige Notfallversorgung steht auf dem Spiel. Arbeitgeber und Politik stehen in der Verantwortung, gute Rahmenbedingungen zu schaffen. Dafür streitet die Gewerkschaft ver.di gemeinsam mit ihren Mitgliedern – betrieblich, tariflich und politisch.